Namibia die Letzte
06.11.2016 09:12:34In der Mitte brennt das Lagerfeuer, der Busch ist dank dem Vollmond fast zum Tag geworden. Durch die knorrigen Äste des Baobab Baumes der um die 2000- 3000 Jahre alt sein muss, schauen wir dem Mond entgegen und lauschen den Geräuschen des Busches mit den vielen Tieren und mit etwas Glück sehen wir vielleicht noch eine Hyäne. Wir fühlen uns als wären wir endlich in Afrika angekommen. Jedenfalls nach unseren Vorstellungen zu Hause... Keine Zäune, keine Shoppingzentren, keine Touristen, ausser wir und die vielen Grillen und Zirpen. Wir übernachten mitten im Buschmannsland. Das kleine unfruchtbare Stück Land das die Weissen und Schwarzen den Uhrbewohner Afrikas zurückgelassen haben.
Wir sind in Windhoek gestartet und machen einen Zwischenstopp bei Roys`Rest Camp in Grootfontein, wo es nebst leckeren Grilladen selbst gemachte Pommes gibt. Sehr zur Freude von Naomi.
Bei der Fahrt ins Buschmannsland halten wir für eine kurze Mittagspause. Nach einer kurzen Zeit sind wir umringt von Kinder die gerne alle etwas von uns haben wollen. Wir verteilen Avocado Stücke welche zuerst mit Schale gegessen werden. Uns wird bewusst das sie Avocados wohl nicht kennen und zeigen was man von der Frucht essen kann und was nicht. Die Kinder lieben es fotografiert zu werden. Sie werfen sich in Pose, verziehen Grimassen und sind völlig aufgedreht. Nach der kleinen Stärkung muss ich den Jungs erklären, dass sie jetzt von unserem Ländy steigen sollen und mir nicht alles Wasser auf der Motorhaube wegtrinken sollen. In tosendem Gekreische und Gewinke der Kinder fahren wir weiter.
Sind nun wieder mit Tobi unterwegs und befinden uns in der Nähe von Tsumkwe, wie gesagt im Buschmannsland. Beim Morgenessen unter dem Baobab Baum raschelt es und eine Herde Elefanten quert die Lichtung vor unserem Camp.
Heute geht es zu den Buschmännern und Frauen. Wir wollen eine kleine Wanderung durch den Busch machen, wo uns gewisse Pflanzen, Sträucher und Jagdmethoden erklärt werden soll. Das ganze Dorf begrüsst uns. Die Kinder und Frauen wollen alle Naomi halten und betatschen. Für sie ist es gerade zu viel und wir versprechen nach der Wanderung nochmals vorbei zu kommen.
Nach den ersten paar Metern in Naomis Luxustrage pennt die kleine schon und wir staunen nicht schlecht, als uns bei vielen so leblosen Büschen immer wieder die Nutzen und die Heilwirkungen erklärt wird. Es wird bei allen Pflanzen meist nur die Wurzel verwendet. Bei fast weissen buschartigen Sträucher wurde immer wieder nach seinem Harz Ausschau gehalten. Wenn dann ein lolipopförmiger Harzknödel gefunden wurde, wandert der sofort in den Mund der älteren Damen. Es ist eine süsse Delikatesse welche wohl nicht gerne geteilt wird. Ich halte Ausschau, kann aber keine entdecken.Das Feuermachen mit blossen Händen wird demonstriert und es sieht aus als wäre es ein Kinderspiel, man braucht nur das richtige Holz vom richtigen Busch dazu. Für uns wird eine Falle mit unterwegs gesammelten Gräser und Stöcke gebastelt und die Jagt mit Pfeil und Bogen wird demonstriert.
Zurück im Dorf kommt schon wieder die ganze Schar auf uns zu gerannt. Naomi ist nach ihrem Schläfchen auch wieder kontaktfreudiger und wird sofort auf die Arme genommen und tanzt mit den Frauen und Kinder. Wir geniessen die Zeit, verschenken Naomis zu kleine Kleider und Krabbelschuhe und verabschieden uns.
Nach einer weiteren Nacht unter dem mächtigen Baobab, starten wir morgens Richtung Kaudum Nationalpark. Wir wollen mit Tobi den Kaudum befahren, welcher wegen seiner tiefsandigen von Lastwagen ausgefahrene Strasse nur mit zwei Fahrzeugen durchquert werden darf. Der Park dient als Wildkorridor zwischen Botswana und Namibia. Es gibt da weder Zäune, Shops oder sonst was. Richtige Wildnis eben und ausser am Süd- und Nordende gibt es keine Übernachtungsmöglichkeit. Unser Camp ist südlich des Parks und wird wohl gerne von Elefanten heimgesucht. Die Wasserhähne sind einbetoniert und obendrauf ist ein richtig schwerer Metalldeckel. Da die Elefanten gerne die Wasserleitungen herausreissen um an das köstliche Nass zu kommen.
Morgens um fünf klingelt der Wecker. Wir haben wohl gut geschlafen. Direkt vor dem Ländy sind frische Elefantenspuren und wir haben nichts mitbekommen. Wir wollen früh raus, da der Sand in der kälteren Tageszeit besser zu befahren ist, als wenn ihn die Sonne aufheizt und noch weicher macht.
Nach zwei Kilometer sehe ich die Lichthupe von Tobi im Rückspiegel. Scheisse, hat er sich schon festgefahren oder was ist? Zum Glück nur ein Plattfuss und weiter geht es. Die Sonne geht allmählich auf und die Tiere ziehen durch die Savanne. Welch ein Anblick! Es ist wunderschön. Der Tag erwacht und es wird von Stunde zu Stunde heisser. Das merkt auch Tobis Suzuki und ich repariere ihm provisorisch den kaputten Viscolüfter. Durch das Rütteln und Schütteln schläft Naomi seelenruhig und wir kommen langsam mit zirka 20 km/h gut voran. Ohne weitere Panne und ohne uns fest zu fahren kommen wir in in Katere am an und verbringen die Nacht mit Blick auf den Okawango Fluss. Ab jetzt heisst es Moskitoschutz. Wir sind im Caprivi Streifen, welches zum Malariagebiet zählt.
Am nächsten Morgen trennen sich die Wege von Tobi und uns. Er fährt wieder nach Windhoek und wir weiter dem Caprivi entgegen. Am Strassenrand reiht sich Strohhütte um Strohhütte und ab und zu hängt wieder etwas frisch geschlachtetes Fleisch an einem Baum.
Da wir die letzten Tage viel gefahren sind, entschliessen wir und in Divundu ein paar Tage auf dem Ngepi Camp zu verbringen.
Unser Platz ist direkt am Ufer des Okawango, wo sich gut die Flusspferde im Wasser und die Elefanten auf der anderen Flussseite beobachten lassen. Da es hier im Gegensatz zum übrigen Namibia genug Wasser hat, können wir sogar auf Grasplätzen campen. Naomi ist das Gras noch ein bisschen fremd aber sie gewöhnt sich schnell daran, so schnell, dass sie ihre ersten Schritte wagt. Sie übt fleissig und schafft schon 2-3 Meter aber das Krabbeln ist ihr immer noch lieber. Auf dem Camp selbst hat es viele verschiedene Vögel und richtig spezielle Duschen und Toiletten. Da kannst du beim scheissen oder baden schön auf den Okavango schauen und Tiere beobachten, welch ein Luxus.
Nach gut einer Woche geht es durch den Caprivi Steifen in den Nambwa Nationalpark.
Bei der Ankunft in Nambwa Community Camp begrüsst uns ein Waran an unserem Platz.
Wir logieren unter einem Leberwurstbaum direkt am Kwando Fluss. Der Baum heisst so, da er leberwurstförmig Früchte trägt die bis zu einem Kilo schwer werden. Unreif sind die Früchte giftig aber ausgereift eine Delikatesse für Elefanten, Flusspferde, Nashörner und sie wird zum Bierbrauen verwendet. Die Lodge des Camps ist wie ein kleines Dorf in den Bäumen und da ausser wir keine Gäste hier sind, dürfen wir uns in der Lodge aufhalten und uns an der Bar bedienen. Man hat einen wunderschönen Blick über den Busch und das Wasserloch und für Naomi ist es ein kleines Kletterparadies.
Am nächsten Morgen geht es über Sandstrecken durch den Nambwa Nationalpark. Die Landschaft ist in vielen Teilen von Elefanten verwüstet. Die Büsche abgebrochen und arg zugerichtet. Ausser ein paar Böcke kommen wir nicht viel zu Gesicht.
Weiter geht’s auf die andere Flussseite nach Kwando. Dort besuchen wie ein traditionelles Dorf. Uns wird das traditionelle Handwerk, wie Flechten, Werkzeugherstellung und Mehl stampfen erklärt und vorgestellt und am Schluss der Tour wird ein Tanz mit dem Medizinmann angesagt. Mit selbst gemachten Instrumenten aus denen afrikanische Musik klingt und zu schönem Gesang wird getanzt. Debby wird hineinbezogen und beschworen.
Nebst der Mausefalle wird auch eine Hippotrommel vorgestellt. Das Geräusch das diese Bongo ähnliche Trommel freigibt, lockt man Flusspferde aus dem Wasser an. Diese wurde früher verwendet um die Tiere zu jagen, denn im Wasser sind sie viel zu gefährlich. Die meisten tödlichen Unfälle mit Tieren in Afrika, sind auf Flusspferde zurückzuführen.
Weiter geht es zu Dan. Ein Tipp von Möni. Dan hat mitten im Busch ein kleines Camping, besser gesagt 2 Plätze mit privater Toilette, Dusche, Küche und sogar ein Esszimmer mit Blick auf den Kwando River und die Savanne. Wir bleiben ein paar Tage und unternehmen Tagesausflüge. Manchmal muss man sich den Weg frei sägen, manchmal muss man rückwärtsfahren, da der Weg von Elefanten versperrt ist und einmal beobachten wir einen Buschbrand vom Esszimmer aus. Was uns erstaunt ist, dass die Elefanten hier sehr schreckhaft sind. Dan erklärt uns später, dass hier sehr viel gewildert wird und dass das der Grund sei.
Nach einem kitschigen Sonnenuntergang vom Esszimmer aus und dem ersten Gewitter und kurzer Regenschauer geht’s ins Bett. Wir wollen morgen eine Flussfahrt mit Dan machen.
Angekommen auf dem Boot geht es auch schon los. Dan weiss genau wo und wann die Elefanten den Fluss queren. Da es hier seit drei Jahren nicht wirklich geregnet hat, ist im Verhältnis sehr wenig Wasser im Kwango. Das hat zur Folge das viele Seitenarme ausgetrocknet sind und sich alle Flusspferde und sonstige Tiere im schmalen Hauptkanal tummeln. Es hat zu wenig Platz und die Flusspferde bekämpfen sich übel. Sogar die Jungtiere werden getötet. Immer wieder schleichen wir im Schritttempo ganz am Rand des Kanals an den viel zu grossen Flusspferd Herden vorbei. Es ist ein riesiges Fingerspitzengefühl gefragt, so ein Hippo kann das Boot leicht beschädigen.
Die ersten Elefanten sind links und rechts am Ufer zu sehen. Alle sind genüsslich am fressen. Es geht durch ein kleines Labyrinth von Schilf wo immer wieder Tiere zu sehen sind. Ich habe schon lange die Orientierung verloren. Zum Glück kennt Dan das Gebiet wie seine Hosentasche. Auch Naomi zeigt immer wieder auf Elefanten und ist völlig fasziniert. Manchmal sind wir fast zum Anfassen nahe. Was jetzt unser Augenschein trifft ist unbeschreiblich. Wir sind völlig Baff. Sogar Dan sagt sowas habe er noch nie gesehen, dass sei einmalig. Hunderte von Elefanten. Vor uns, links und rechts, grosse und kleine, Bullen und Mütter, es ist nicht eine Herde es sind Dutzende. Alle überqueren den Fluss im Abendlicht, fressen genüsslich das Schilf und es gibt kein Gerangel und Gezanke. Dan erklärt uns, dass die alle auf den Regen warten und nur alle hier sind weil der Busch wegen der Trockenheit nichts mehr hergibt. „Sobald es geregnet hat gehen sie alle wieder in den Busch und hier ist kein einziger Elefant mehr“ sagt Dan etwas wehmütig. Gut eine Stunde verfolgen wir das Spektakel bei einem kühlen Bier. Naomi ist völlig überwältigt und kommt nicht mehr aus dem Staunen aus. Auf dem Rückweg macht Naomi ihre Bootsprüfung, dann kommt heftiger Wind auf und der Horizont färbt sich schwarz. Dan gibt etwas mehr Gas doch wir entkommen nicht. Es ist aber nicht regen der unser Weg kreuzt. Es ist Asche vom vorgestrigen Buschbrand die uns jetzt ins Gesicht peitscht. Naomi findet es jetzt nicht mehr so toll und ich schiesse ein paar letzte Fotos.
Bevor wir uns mit den Grenzformalitäten von Sambia abgeben wollen, füllen wir die Vorräte auf und verweilen zwei Tage an der Grenzstadt Katima Mulilo.
Als wir in der Stadt Geld abheben, wird uns freundlicherweise erklärt wie der Geldautomat funktioniert. Wir riechen den Braten doch die EC-Karte kommt nicht mehr aus dem Geldautomaten. Am Schalter wird uns deutlich gemacht das unsere Karte nie im Automat war. Anruf in die Schweiz und Karte sperren. Das gesamte Spiel dauert ca. 20 Minuten. Eigentlich nicht lange aber wir sind gut 1000.- Franken leichter von denen wir nie was gehabt haben. Die Jungs sind gut und wir Idioten.
Auf dem Camp ist unser Frust schnell vergessen. Naomi spielt mit ihrem neuen Freund Struppi und will ihn die ganze Zeit küssen und knuddeln. Die Einheimischen wissen genau wann und wo man im Hippo und Krokodil belagerten Sambesi baden darf. So kommen auch wir in den Genuss im Sambesi baden zu dürfen. Am letzten Tag in Namibia geht es zu den Scharlachspint Vögel. Ein Tipp von Dan. Zirka 10.000 dessen Vögel versammeln sich immer um diese Jahreszeit um an der Uferböschung zu brüten. Sie bauen ihre Nester in den Sand. Wir geniessen das Spektakel.
Es ist soweit und wir nehmen Abschied von Namibia. Naomi knuddelt ein letztes Mal Struppi und seine Bande und dann machen wir uns auf den Weg zum Grenzübertritt nach Sambia.